Aber was ist eigentlich Psychoanalyse?
Gute Frage.
Auf dieser Seite finden Sie keine Definitionen aus dem Lehrbuch,
sondern meine persönliche Sicht auf die Psychoanalyse
und wie ich sie in der Praxis umsetze.
Sie finden hier Antworten auf häufige Fragen –
einfach formuliert, ohne Fachjargon, manchmal mit Beispielen aus der Praxis.
Organisatorische und Administrative Details zu meinen Angebot finden Sie hier.

1.Was ist Psychoanalyse?
2. Muss man viel reden – und worüber eigentlich?
3. Was passiert in einer Psychoanalyse – und was macht die Analytikerin, der Analytiker?
4. Wieso findet die Analyse im Liegen und ohne Blickkontakt statt?
5. Wie häufig soll man in die Psychoanalyse?
6. Warum kommen Menschen in die Analyse? - Fälle aus der Praxis -
Was ist Psychoanalyse?
Simpel gesagt: Eine Methode mehr über unser Unbewusstes zu erfahren
und eine komplizierte Theorie darüber, wie Sprache, Beziehungen, Triebe und Gesellschaft unser Inneres prägen und beeinflussen – oft mehr, als uns lieb ist.
Der Ursprung der Psychoanalyse
Die Psychoanalyse wurde um 1900 von Sigmund Freud entwickelt.
Damals war es üblich, Menschen mit psychischen Problemen einfach ruhigzustellen, wegzusperren oder mit medizinischen Methoden zu „behandeln“ – ohne mit ihnen zu sprechen.
Was Freud anders machte
Freud war einer der wenigen, der den "Kranken" zuhörte.
Er glaubte, dass die Symptome der Menschen – also zum Beispiel Ängste, Zwänge oder körperliche Beschwerden – eine Bedeutung haben. Und dass sie mit inneren Konflikten und Erfahrungen zu tun haben, die oft nicht bewusst sind.
Statt Patienten und Patientinnen wegzusperren oder zu disziplinieren, wollte er verstehen, was hinter dem Leiden der Menschen steckt.
Die Redekur
Dafür erfand er - was heute absolute Selbstverständlichkeit in Kliniken, bei Psychologen und Coaches hat- eine neue Methode: Er liess seine Patienten und Patientinnen frei sprechen und nannte es: Die Redekur.
Verschiedene Richtungen – ein gemeinsamer Kern
Seit Freud haben sich verschiedene Formen der Psychoanalyse entwickelt.
Manche knüpfen eng an seine Ideen an, andere setzen ganz andere Schwerpunkte – etwa auf Sprache, Beziehungen, Machtverhältnisse oder gesellschaftliche Normen. Es gibt also nicht mehr - wie zu Beginn bei Freud - „DIE" Psychoanalyse, sondern verschiedene Denk- und Arbeitsweisen innerhalb der Psychoanalyse.
Was sie verbindet, ist die Annahme, dass das Unbewusste eine entscheidende Rolle im Leben eines Menschen spielt – und dass Symptome einen Sinn haben.
Muss man viel reden – und worüber eigentlich?
In der Analyse geht es nicht darum, viel oder besonders gut zu sprechen.
Manchmal lässt sich das Entscheidende auch gar nicht in Worte fassen.
Gerade das, was stockt, fehlt oder sich nicht sagen lässt, ist oft der wichtigere Teil.
Es gibt keine vorgegebenen Themen, keine Fragebögen und keinen fixen Ablauf. Sie sprechen frei über alles, was Ihnen durch den Kopf geht – unabhängig davon, ob es Ihnen wichtig, nebensächlich, passend oder unpassend erscheint. Wenn Sie ins Stocken geraten, keine Worte finden, unterstütze ich Sie mit Rückfragen. Ich lasse Sie nicht allein in der Stille – aber ich dränge keine Themen auf.
Wenn Sie nicht wissen, worüber Sie sprechen sollen – dann sprechen wir genau darüber.
😱 Was, wenn ich nichts sagen kann?
Dann ist das kein Fehler. Im Gegenteil: In der Psychoanalyse interessiert uns gerade diese Hemmung.
Statt darauf zu drängen, "freier" zu sprechen, frage ich: Was macht es so schwer? Wovor schützt das Zurückhalten? Welches Bild von sich möchte man bewahren?
Das, was sich nicht einfach sagen lässt, kann genauso aufschlussreich sein wie das, was gesagt wird. Auch das Stocken, Zögern oder Verstummen wird ernst genommen – nicht als Versagen, sondern als ein möglicher Zugang zu verborgenen inneren Prozessen und unbewussten Bedeutungen.
„Hmmm...ich weiss nicht, was ich sagen soll…“
Hier könnte ich in der Analyse zum Beispiel rückfragen:
„Vielleicht wissen Sie es nicht – oder vielleicht darf es nicht gesagt werden?
„Was würde passieren, wenn Sie einfach irgendetwas sagen?“
„Und wenn Sie einfach mit dem ersten Wort anfangen – wohin führt es Sie?“
"Was sollten Sie hier auf keinen Fall sagen?"
😱 Quetschen Sie mich über peinliche Erlebnisse oder mein Sexualleben aus?
Nein. Sie bestimmen, worüber Sie sprechen möchten. Ich frage Sie nicht aus. Ich erkundige mich auch nicht nach Ihren „Fortschritten“, etwa ob Sie dem Chef oder der Freundin widersprochen haben, wie Sie es vielleicht geplant hatten. Wenn Sie die vergangene Woche, oder die vergangenen Sitzung zum Thema machen wollen, dann gerne. Wenn Sie etwas anderes ansprechen wollen, auch gut. Jede Sitzung beginnt mit einer einfachen Frage wie: „Womit starten wir heute?“
😱 Was, wenn ich keine dramatische Kindheit hatte?
Wunderbar. Psychoanalyse bedeutet nicht: „Mein Vater war schrecklich und deshalb bin ich jetzt so.“ Wir folgen Ihrem freien Sprechen – nicht fertigen Theorien darüber, wer wann wie geworden ist.
😱 Stochern wir nur in meiner Vergangenheit herum?
Nein. Sie bestimmen die Themen. Wir landen dort, wo Sie uns hinführen.
😱 Sitzen Sie einfach da und schweigen?
Nein. Ich frage viel, wiederhole, was Sie sagen, überrasche mit Aussagen, lache, denke laut. Es ist ein Gespräch – kein Verhör und kein stummes Gegenübersitzen.
😱 Kommen Sie mir mit dem Ödipuskomplex und dem Penisneid?
So gern ich selbst darüber philosophiere – aber nein. Psychoanalytische Konzepte sind für mich zwar relevant, sie beeinflussen nämlich, wie ich zuhöre und worauf ich achte. In der Sitzung selbst werde ich sie aber nicht erwähnen oder erklären – es ist keine Vorlesung über Psychoanalyse, sondern Ihre höchstpersönliche Analyse.
Was passiert in einer Psychoanalyse –
und was macht die Analytikerin?
Sie liegen auf einem Liegesessel – ohne direkten Blickkontakt zu mir.
Ich sitze leicht versetzt hinter Ihnen.
Es gibt keine vorgegebenen Themen, keine Fragebögen und keinen festgelegten Ablauf.
Sie sprechen frei über alles, was Ihnen durch den Kopf geht – egal ob es Ihnen wichtig, nebensächlich, passend oder unpassend erscheint.
Wenn Sie ins Stocken geraten oder keine Worte finden, begleite ich Sie, indem ich Fragen stelle oder etwas sage.
In jeder Sitzung bestimmen Sie selbst, worüber wir sprechen: Symptome wie Panikattacken, Konflikte, Ängste oder Blockaden, Erlebnisse aus dem Alltag, Gedanken, die Sie innerlich schon tausendmal durchgespielt haben, scheinbar nebensächliche Dinge, peinliche Erinnerungen, Geschichten von früher oder Gefühle, die in Ihnen aufsteigen, wenn Sie sich auf den Weg zur Sitzung machen oder oder oder...
Alles, was Ihnen in den Sinn kommt, darf ausgesprochen werden. Oder auch, dass Ihnen gar "nichts" in den Sinn kommt.
Es gibt keine Vorgaben und keine „Ideal“-Sitzung, in der ich heimlich denke:
„Aha, eigentlich müsste jetzt dieses oder jenes erwähnt werden.“
Auf was schaue ich als Analytikerin?
🔎 Ihr freies Sprechen
Nicht nur auf den Inhalt, sondern auch darauf, wie Sie erzählen, schweigen, wiederholen, stocken, nach Worte suche oder abschweifen.
🔎 Ihre Widerstände
Widerstände sind keine Hindernisse, sondern Hinweise auf das, was sich nicht direkt zeigen kann.
Vielleicht kennen Sie das: Sie nehmen sich vor, über etwas Wichtiges zu sprechen – und plötzlich schweifen Sie ab, reden über Belangloses oder fühlen sich unerwartet müde.
Solche Momente sind keine Störungen, sondern Hinweise darauf, dass ein Thema berührt wird, das mit Angst, Schuld oder inneren Verboten verbunden ist – und Ihre Psyche schützt sich davor.
🔎 Ihre Träume
Träume können Hinweise auf unbewusste Konflikte und Wünsche enthalten.
Sie zeigen oft, was im Wachzustand nicht direkt gesagt werden kann – etwa durch vertraute Motive wie nackt in der Öffentlichkeit stehen oder den Bus zu verpassen.
🔎 Ihre Übertragungen
Wie frühere Beziehungserfahrungen auf die Beziehung zu mir – der Analytikerin – oder auf die Analysesituation übertragen werden.
Wer bin ich für Sie? Diejenige, die alles verstehen soll? Diejenige, die nicht genug zuhört? Oder die, die endlich erkennt, was in Ihnen vorgeht?
Und was bedeuten die Sitzungen für Sie? Letzte Zuflucht, Entspannung, Druck, intellektuelles Ringen?
👉 Warum ist freies Sprechen (freies Assoziieren) so wichtig?
Weil das, was uns am stärksten prägt, oft nicht bewusst ist.
Viele Konflikte, Symptome oder wiederkehrende Schwierigkeiten folgen einer inneren Logik, die sich nicht einfach mit Vernunft erklären lässt –
aber die sich im freien Sprechen zeigen kann.
Freies Assoziieren lockert die üblichen Denkfilter und öffnet Räume, in denen auch verdrängte oder unbewusste Inhalte an die Oberfläche kommen können – Inhalte, die im kontrollierten, alltäglichen Denken nicht greifbar sind.
Wieso findet die Analyse im Liegen und ohne Blickkontakt statt?
Die Analyse bei mir findet im Liegen und ohne Blickkontakt statt, damit wir beide aus den gewohnten Mustern eines normalen Gesprächs herauskommen.
Im Alltag achten wir oft darauf, wie der andere reagiert – mit Blicken, mit Gesten, mit Zustimmung oder Ablehnung.
Wenn der Blickkontakt wegfällt, wird es leichter, freier zu sprechen, auch über Unsicheres, Widersprüchliches oder scheinbar Unwichtiges.
Wieso aber genau diese Form?
1) Unbewusstes
In der Psychoanalyse geht es darum, Zugang zu inneren, oft unbewussten Themen zu finden.
Im Alltag überlegen wir meist genau, was wir sagen: Wir wählen Worte bewusst, passen uns an, vermeiden Unangenehmes.
In der Analyse geht es anders: Beim Liegen und freien Sprechen dürfen Sie alles aussprechen, was Ihnen in den Sinn kommt – ohne zu ordnen oder zu bewerten.
Warum?
Weil gerade das Ungeordnete und Spontane Hinweise auf unbewusste Wünsche, Ängste oder Konflikte geben kann.
Im Unterschied zum geleiteten Gespräch, wo Fragen und Themen vorgegeben werden, entstehen im freien Sprechen überraschende Verbindungen – oft genau dort, wo man es nicht erwartet hätte.
2) Weniger Druck
Wenn wir uns nicht direkt anschauen, fällt ein grosser Teil des Drucks weg, auf die Reaktion des anderen zu achten.
Sie müssen nicht ständig überlegen, ob ich lächle, zustimme oder kritisch schaue. Stattdessen können Sie sich ganz auf das konzentrieren, was in Ihnen auftaucht – auch wenn es ungeordnet, chaotisch oder unangenehm ist.
Vielleicht fällt es Ihnen dann leichter, etwas zu erzählen, das Ihnen peinlich ist. Oder Gedanken auszusprechen, die im Gespräch von Angesicht zu Angesicht schwerer wären.
Das Liegen schafft einen geschützten Raum, in dem alles da sein darf – ohne sofort beurteilt oder eingeordnet zu werden.
3) Innerer Wunsch
In der Analyse geht es nicht nur darum, was man fühlt – sondern darum, was man insgeheim vom Analytiker/ der Analytikerin erwartet.
Vielleicht hoffen Sie, verstanden, bestätigt oder "geheilt" zu werden – oft, ohne es bewusst zu merken.
Diese unausgesprochenen Wünsche zeigen, was tief im Innern fehlt oder gesucht wird. Es geht nicht darum, dass ich diese Wünsche erfülle – sondern darum, dass Sie erkennen, was Sie eigentlich suchen.
Wenn wir keinen direkten Blickkontakt haben, fällt es leichter, solche Erwartungen zu spüren.
👉 3.1) Zum Beispiel könnten Sie das Gefühl haben, ich müsste Ihnen endlich die "richtige Antwort, das freimachende Wissen" geben. Oder Sie wünschen sich unbewusst, dass ich Sie auf eine bestimmte Art anerkenne, beruhige oder herausfordere.
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4) Blinde Kuh
Ohne Blickkontakt ist es ein bisschen so, als würde man in einem dunklen Raum sitzen: Man sieht weniger – und hört dafür umso genauer.
Auch für mich wird es dadurch leichter, mich ganz auf Ihre Worte einzulassen, auf Zwischentöne, Pausen und das, was nicht sofort offensichtlich ist. Es ist also für mich auch wichtig, dass wir dieses Setting haben.
📌 Hinweis für die Online-Sitzungen
Auch online arbeiten wir ohne Kamera und ohne direkten Blickkontakt – so entsteht eine ähnliche Atmosphäre wie in einer Sitzung vor Ort.
Wie häufig soll man in die Psychoanalyse?
Je regelmässiger und häufiger die Sitzungen stattfinden, desto intensiver kann sich der Prozess entwickeln.
Ein verlässlicher Rahmen für das, was neu und fremd wirkt
In der Analyse begegnen Ihnen immer wieder Dinge, die nicht sofort vertraut sind – Gedanken, die plötzlich auftauchen, Widersprüche, die sich nicht auflösen lassen, oder Momente, in denen etwas auftaucht, das sich schwer einordnen lässt.
Damit Sie sich auf diese Erfahrungen einlassen können, braucht es einen stabilen Rahmen.
Wenn die Sitzungen unregelmäßig stattfinden, wirkt nicht nur das Unbewusste rätselhaft – auch der Raum, die Gespräche und ich als Analytikerin können dann fremd bleiben oder sich jedes Mal neu anfühlen.
Ein klarer, regelmäßiger Rhythmus macht es leichter, sich einzulassen. Sie müssen so nicht bei jeder Sitzung "neu ankommen" oder sich neu orientieren.
💡 Tipp
Viele meiner Klientinnen und Klienten haben mit diesen Rhythmen gute Erfahrungen gemacht:
✔ 1 Sitzung pro Woche
(ein gleichmäßiger Fluss)
✔ 2 Sitzungen pro Woche mit Pausen dazwischen
(mehr Raum für innere Bewegung)
✔ 2–3 Sitzungen pro Woche
(eine intensive Auseinandersetzung)
Warum sind also häufige Sitzungen sinnvoll?
Wenn die Sitzungen regelmäßig stattfinden, verstärkt sich die Dynamik der Übertragung:
Unbewusste Beziehungsmuster, Widerstände und überraschende Verknüpfungen treten deutlicher hervor, wenn die Abstände zwischen den Gesprächen klein bleiben.
Auch das freie Assoziieren – also das spontane, oft überraschende Sprechen – wird leichter möglich, wenn Sitzungen regelmäßig stattfinden.
Je dichter der Rhythmus, desto eher zeigen sich diese Bewegungen – und desto eher können wir ihnen gemeinsam nachgehen.
👉 Widerstände sind keine bewussten Blockaden.
Oft sind es Schutzmechanismen, an denen wir unbewusst festhalten.
Sie zeigen sich zum Beispiel darin, dass wir uns ablenken, Umwege machen oder das Gefühl haben, etwas „aufschieben“ zu müssen.
Ein Klassiker: Das Wichtigste wird in den letzten Sekunden erwähnt – wenn kaum noch Zeit bleibt. Als wäre es sicherer, es zwar zu sagen, aber nicht zu vertiefen.
Warum kommen Menschen in die Analyse?
- Fälle aus der Praxis -
Menschen kommen mit sehr unterschiedlichen Fragen.
Oft geht es um innere Widersprüche, festgefahrene Muster oder das Gefühl, immer wieder an denselben Punkt zu kommen. Um Gedanken wie: Ich sollte doch eigentlich glücklich sein. Warum bin ich es nicht?
Oder darum, dass man sein Problem oder Symptom benennen kann – vielleicht sogar treffend analysieren – aber trotzdem nichts verändert. Gerade Menschen, die gerne rational oder intellektuell vorgehen, erleben das oft als besonders frustrierend.
Manche Menschen kommen wegen traumatischen Erlebnissen in die Analyse. Erlebnisse, die das eigene Erleben überfordert haben: Es ist nicht vergangen, sondern wiederholt sich – in Bildern, Körperreaktionen, Beziehungsmustern, Träumen, Gedanken.
Die folgenden Beispiele zeigen einige Themen, wie sie mir in meiner Praxis begegnet sind; Um die Anonymität der Personen vollständig zu gewährleisten, wurden Details, Geschlecht, Hintergründe oder der Kontext verändert.
Der Überfall
🛋️ Ein Mann kommt in die Analyse, nachdem er auf dem Heimweg überfallen wurde.
Er wurde bedroht und ausgeraubt – die Täter verschwanden unerkannt.
Seitdem schläft er schlecht, meidet bestimmte Orte, fühlt sich in der Öffentlichkeit unsicher.
Er will darüber sprechen – und stockt dabei immer wieder.
Sätze bleiben unvollständig:
"hätte ich anders reagieren sollen?“
"das passiert doch keinem Mann wie mir?“
"seitdem fühle ich mich irgendwie... nicht mehr gleich.“
Er wirkt angespannt, spricht stockend, sucht keinen Blickkontakt.
Was ihn beschäftigt, ist weniger der Ablauf des Überfalls – sondern die Frage, was das über ihn sagt.
Er spricht von Scham, von Unsicherheit, von Zweifel an sich selbst.
"Ich konnte nichts tun." "Hätte ich was tun können?"
Der perfekte Plan
🛋️ Ein Mann kommt in die Analyse, nachdem er sich bei der Ferienplanung komplett überfordert hat. Er vergleicht tagelang Hotels, Flugzeiten, Preise, Bewertungen. Er erstellt Listen, verwirft sie, erstellt neue. Als die Ferien gebucht sind, spürt er keine Erleichterung – sondern Unzufriedenheit. Er sagt: „Ich hätte es besser machen müssen.“ Er zählt auf, wie viel Zeit ihn die Entscheidung gekostet hat. Er ärgert sich, dass er sich nicht entspannen kann. Noch bevor der Urlaub beginnt, plant er, wie er beim nächsten Mal optimaler entscheiden kann und trotzdem im"Flow" bleiben kann: Der perfekte Plan.
Panik!
🛋️ Eine junge Frau steht kurz vor einer wichtigen Prüfung.
Je näher der Termin rückt, desto schwerer fällt es ihr, zur Uni zu fahren.
Beim Gedanken, das Haus zu verlassen, schnürt es ihr die Kehle zu.
Sie berichtet von Herzrasen, Schwindel, Zittern.
Oft steht sie am Bahnhof – und kehrt wieder um.
Manchmal fährt sie eine Station weit und steigt dann panisch aus.
Sie spricht von der Angst, sich zu blamieren.
Von dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Von der Vorstellung, dass alle sie beobachten.
„Was stimmt nicht mit mir? Ich sollte das doch schaffen.“
„Alle sehen so doch, dass ich nicht normal bin.“
Grenzen setzen, sich verlieren
🛋️ Ein Mann erzählt, dass er sich schwer abgrenzen kann – gegenüber Familie, Vorgesetzten, Freunden.
Er übernimmt Aufgaben, die ihn überfordern, sagt selten Nein.
„Ich will niemanden enttäuschen. Ich will ja auch, dass man mich gern hat.“
Trotzdem sagt er: „Wenn es wenigstens geschätzt würde, wäre es ja noch okay. Aber die Leute nehmen es einfach als selbstverständlich.“
Er fragt sich, warum er immer wieder in diese Rollen gerät – und warum es ihm so schwerfällt, damit aufzuhören.
„Alle kommen zu mir – aber keiner fragt, wie es mir geht.“
Netflix mit Disziplin
🛋️ Ein Person beschreibt sich in den Sitzungen so:„Ich schlafe schlecht. Wache mitten in der Nacht auf und denke zu viel. Und tagsüber bin ich müde, aber nicht wirklich erschöpft – mehr so leer. Ich weiß, dass ich eigentlich was kann. Dass ich mehr könnte, wenn ich mich nur zusammenreissen würde. Und gleichzeitig denke ich, ich bin ein völliger Looser. Manchmal klappt es: Ich zieh durch, esse gesund, arbeite fokussiert, alles fühlt sich klar an. Und dann wieder: Nur rumliegen, Serien, Essen, alles schleifen lassen. Ich hab so viele Ideen. Aber ich komme nicht ins Tun. Wann hört das endlich auf? Wann fängt das Leben an, für das ich gemacht bin?“
Nähe, Lust, Kontrolle
🛋️ Eine Person erzählt, dass sie in Beziehungen früh das Interesse verliert.
Am Anfang fühlt sie sich sehr hingezogen – aber sobald es emotional wird, zieht sie sich zurück. Seelische Nähe wird unangenehm, obwohl sie sich selbst als leidenschaftlich beschreibt. Die Person sagt in den Sitzungen: "Ich wünsche mir ja eine Verbindung – aber wenn sie da ist, wird sie unerträglich oder langweilig."
„Ich will Liebe – aber wenn sie kommt, mache ich dicht.“
Mein Mann, der Narzisst
🛋️ Eine Frau meldet sich. Sie sagt, sie komme wegen ihrem Mann.
Der sei sehr schwierig. Wahrscheinlich ein Narzisst.
Wäre er nur anders, sagt sie, dann wäre alles "eigentlich" gut.
In den ersten Sitzungen geht es viel um ihn – um seine Launen, sein Verhalten, seine Unfähigkeit zu lieben. Mit der Zeit verändert sich der Ton. Sie erzählt von der Geburt ihres Sohnes. Davon, wie sie sich dabei gefühlt hat – überfordert, allein, verletzt. Die Verbindung zu ihrem Sohn, sagt sie, sei nie so geworden, wie sie es sich erhofft hatte. Der Mann tritt langsam in den Hintergrund. Stattdessen geht es um Weiblichkeit. Um Erwartungen, die niemand erfüllt hat. Um Nähe, die sich nicht einstellen wollte. Um eine Karriere, die sie einmal hatte – und die sie verloren hat, irgendwo zwischen Kind, Partnerschaft und dem Gefühl, nicht mehr bei sich zu sein.
Ist Psychoanalyse das Richtige für mich?
Es kommt darauf an, welche Fragen Sie bewegen –
und mit welchen Antworten Sie sich abspeisen lassen.
Vielleicht ist es auch eine Frage der Haltung und des Menschenbildes:
Wie erklärt man sich sich selbst, die anderen – und den alltäglichen Wahnsinn da Draussen?
Für mich persönlich ist die psychoanalytische Sichtweise der stimmigste Zugang, weil sie einen schonungslos offenen Blick auf die Psyche erlaubt – ohne Beschönigung, aber mit tiefer Achtung vor der Widersprüchlichkeit des Menschen. Sie richtet den Fokus auf das, was andere Ansätze gern ausblenden – oder vorschnell als „gelöst“ erklären.
Natürlich haben auch viele andere Methoden ebenfalls ihre Berechtigung:
Neurologische, biologische, gesellschaftliche, systemische, verhaltenstherapeutische, evolutionspsychologische und viele mehr.
Es gibt nicht die Methode, die Lösung, das Modell, das alles erklärt.
Jede Richtung sieht manches scharf – und anderes gar nicht. Auch die Psychoanalyse. Nicht alles passt zu jedem. Nicht jeder zu allem.
Gehen Sie dem nach, was Sie wirklich interessiert. Und was Sie nicht loslässt.
🧐 Im nächsten Abschnitt finden Sie übrigens einige Punkte, bei denen ich Ihnen von einer Analyse – zumindest bei mir – klar abrate.
Für wen eignet sich Psychoanalyse nicht? 🚷
Die Analyse bei mir ist nicht das Richtige, wenn Sie…
📌 a) Einen direktiven, also steuernden Ansatz brauchen
Ich sage Ihnen nicht, was Sie tun sollen. Ich gebe keine Hausaufgaben, keine Tipps oder Tricks – und wir entwerfen auch keine Flipcharts über Ihrer Panikattacke oder Ihr "inneres Team."
Sätze wie:
„Atmen Sie bei einer Panikattacke tief und fokussieren Sie sich auf etwas im Raum.“
„Zählen Sie bis zehn, bevor Sie impulsiv reagieren.“
„Formulieren Sie klare Ich-Botschaften, um sich besser gegenüber Ihrer Mutter abzugrenzen.“
werden Sie bei mir nicht hören.
📌 b) Wenn Sie eine Therapie und Diagnosen erwarten
Bei mir füllen Sie keine Fragebögen aus. Und beantworten keine Fragen zu Ihrer Vorgeschichte. Ich stelle keine Diagnosen und arbeite nicht nach dem Prinzip: "Was stimmt nicht mit Ihnen und wie werden sie funktionaler?"
📌 c) eine engmaschige (medizinische) Betreuung brauchen
Mein Setting eignet sich nicht für Personen, die eine intensive psychische Stabilisierung brauchen. Für Menschen in tiefen Krisen braucht es oft Halt von aussen: klare Tagesstrukturen, verlässliche Präsenz, enge Begleitung und eine Umgebung, die Schutz und sofortige Reaktion ermöglichen kann.
📌 d) Schwierigkeiten mit Verbindlichkeit oder Regelmässigkeit haben
Die Analyse setzt eine gewisse Stabilität und Selbstorganisation voraus.
Sie müssen in der Lage sein, Termine selbst zu buchen, diese zuverlässig wahrzunehmen (oder rechtzeitig zu verschieben).
Wenn häufige Absagen, Planungschaos oder starke Stimmungsschwankungen den Weg immer wieder unterbrechen, kann die Analyse stark erschwert werden.
📌 e) Über die Krankenkassen abrechnen wollen
Meine Arbeit richtet sich ausschliesslich an Selbstzahlende.